Das wütende, brütende Huhn

Eigentlich brüten unsere Hühner nicht. Eigentlich. Doch dann wollte Fiona eines Tages nicht mehr aus dem Nest herauskommen. Als Ehefrau von Daniel bin ich vor einigen Monaten unter die Hobbyhühnerhalter gegangen und habe nun meine eigenen 4 Hühner. Bei mir landen die Hühner, die im großen Stall keine Chance haben, weil sie zu klein, verletzt sind oder – in Fionas Fall – im falschen Stall in die Kotgrube gefallen waren. Sie durfte damit zu mir in Quarantäne.

Warum brütet Fiona?

Daniel hat mir auch ein gluckendes, also brütendes, Huhn in den Stall gesetzt. Aber Glucki hörte nach einem Umfeldwechsel sofort mit dem Brüten auf und legt jetzt wieder Eier. Ein bisschen enttäuscht war ich schon. Aber als wir nach dem Urlaub nach Hause kamen, fand ich Fiona, das Hygiene-Huhn, im Nest sitzend vor. Fiona war nicht krank, sie hatte angefangen zu brüten. Aber warum? Das war uns ein Rätsel. Dass eins unserer Hühner doch mal brütet, kommt selten vor, wurde ihnen doch der Brutinstinkt abgezüchtet. Was war passiert? Unser Tierarzt hatte eine Vermutung. Während unseres Urlaubs wurden die Eier nicht jeden Tag aus dem Stall geholt. Fiona hat also ein volles Nest gefunden und das hat wohl gereicht, den Brutinstinkt auszulösen. Dass visuelle Reize ein Auslöser sein können, hatten wir bis dato auch nicht gewusst.

Brütendes Huhn – und dann?

Was macht man nun mit einem brütenden Huhn? Wir lassen sie sitzen und versuchen ihr, Futter- und Trinkangebote zu schaffen, ohne dass sie sich viel bewegen muss. Fiona besetzt das Nest der Allgemeinheit. Deswegen quetscht sich die kleine Piccolina täglich daneben und legt ein Ei dazu. Das neugebaute Zweitnest lehnt sie konsequent ab. Aber nachdem ich nicht lauter unterschiedlich bebrütete Eier haben möchte, müssen wir jetzt täglich Fiona ein Ei klauen. Damit ich immer das frische Ei erwische, sind alle anderen Eier gekennzeichnet. Wichtig: Mit Bleistift, denn Filzstifte lösen die natürliche Schutzschicht des Ei’s auf. Kein leichtes Unterfangen für mich. Die einst so schreckhafte Fiona ist plötzlich die Mutigste von allen und verteidigt ihre Eier vehement mit Picken auf unsere Finger. Aber einmal täglich setzen wir sie gegen ihren Willen doch in den Garten. Dort trinkt und isst sie kurz, nimmt ein Sandbad und verschwindet anschließend wieder im Stall.

Küken oder warmgehaltene Eier?

Jetzt ist die große Frage: Wie viele Küken werden schlüpfen? Das wissen wir nicht. Wenn Hühner brüten, liegt die Schlupfrate nun bei etwa 50 %. In Brütereien würden über 90 % schlüpfen. War jedes Ei befruchtet? Und bebrütet Fiona wirklich konsequent alle Eier oder sitzt sie manchmal nicht auch daneben? Wir sind gespannt, ob nach etwa 21 Tagen tatsächlich ein paar Küken das Licht der Welt erblicken werden.